Wahrnehmungsspiel mit einem etwas speziellen ready – made
Mit dem Bild des Pentobarbital-Natrium Fläschchens in der Arbeitslosen- Zeitung SURPRISE im Sommer 2010 stand meine ‚Wahrnehmung der Wahrnehmung’ auf faszinierende Weise in Frage.
Hier eine Annäherung in 4 Versuchen anhand von Reproduktionen von einigen Ikonen der Wahrnehmungsproblematisierung:
Versuch 1 mit René Magritte, Ceci n’est pas une pomme. Natürlich ist das kein Fläschchen, sondern nur das Bild eines solchen. Als Reales bleibt es unsichtbar. Denn als reales Fläschchen würde ich es nur im Falle eines selbstgewählten Todes circa eine Stunde vor diesem Ereignis sehen (allenfalls beim Tod eines mir nahe stehenden Menschen).
Versuch 2/3 mit Jasper Johns, Painted Bronze II, 1964, und Andy Warhol, Campells Suppendosen, 1962. Die Pop-Art brachte banale Dosen und deren beliebige repetitive Steigerung des Banalen ins Bild. Wer den medizinischen Code auf dem Flacon entziffert und den Inhalt zu trinken beabsichtigt, für den würde es als Reales zum Unikat.
Versuch 4 mit John Armleder, Motivs 2007. John Armleder spitzte an der Freilichtausstellung in Motier 2007 das ready – made – Konzept Duchamps weiter zu: Nicht nur der Griff des Künstlers macht das beliebige Objekt zum Kunstobjekt, sondern schon der Blick aufs Objekt macht es, natürlich zusammen mit dem Produzenten, zum Kunstwerk. Macht nun der Blick eines Künstlers auf das Pentobarbital-Natrium- Fläschchen dieses analog zu Armleders Kamin zusammen mit Apotheker, Glasbläser und Chemiekonzern zum Kunstwerk? Unter welchen Umständen könnte der Künstler es als Reales sehen? Allenfalls in der letzten Stunde seines Lebens? Oder muss es vorher in Analogie zu Duchamp „zweckentfremdet“ und ins Museum gestellt werden, unter strengster elektronischer Bewachung? – Damit würde wohl der Versuch 1 durch Ästhetisierung entschärft.
Und es bleibt natürlich die Aesthetisierung dieses Wahrnehmungsproblems als Kupferdruck…
Quelle 2011
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