Quellentexte zur Architekturtheorie 20. Jahrhundert 22.06.05

Vittorio Magnago Lampugnani, Ruth Hanisch, Ulrich Maximilian Schumann, Wolfgang Sonne, (Hrsg.)Architekturtheorie 20.Jahrhundert, Positionen Programme Manifeste, Hatjje Cantz Verlag Ostfildern-Ruit 2004, ISBN 3-7757-1375-1, 335 Seiten.

lampgnani

disP 163  4/2005

Quellentexte zur Architekturtheorie 20. Jahrhundert 22.06.05

Was liegt vor? Eine Sammlung von 131 „programmatischen Texten“ zur Architektur des 20. Jahrhunderts, geschrieben ausschliesslich von Architekten, bzw. Autoren mit Architektenausbildung. Ausgewählt wurden Texte, die „geradezu manifestartig auf die jeweilige zeitgenössische Architekturproduktion Einfluss zu nehmen versuchen“, die „Allgemeingültigkeit beanspruchen und damit einen Beitrag zur Architekturtheorie darstellen“. Nicht bloss „Rechtfertigungen des eigenen Entwerfens“ sind gefragt, sondern „Einsichten von übergeordnetem Rang“. Ein weiteres Kriterium: Texte, die „besonders früh originäre und radikale Positionen zum Ausdruck bringen“ und Abweichungen von der Wahrnehmung in den gegenwärtigen Medien sind durchaus beabsichtigt. Kurz, ausschlaggebend waren die programmatische Dimension, die historische Bedeutung, und als drittes wird genannt: die Qualität der Texte als Texte. Ziel sei „die Quintessenz der Architekturdebatte des 20. Jahrhunderts“ darzustellen.

Die Reihenfolge ist streng chronologisch geordnet. Dies „ergebe eine Vermischung und überraschende Gegenüberstellung unterschiedlicher Positionen, welche die Komplexität und eben Widersprüchlichkeit der Architektur im 20. Jahrhundert ausmachen“.

Ganz für sich allein sprechen müssen die Texte aber doch nicht. Zur Einordnung in den jeweiligen „historischen, kulturellen und ideologischen Kontext“ wird jedem Text ein kurzer redaktioneller Kommentar der Herausgeber vorangestellt, der auch den Stellenwert des Textes im Werk des Architekten oder der Gruppe, allenfalls weitere berufsbiographische Themen oder solche der Reception aufnimmt.

Das Buch beginnt mit Texten von Berlage (1894), Sullivan (1896), Wagner (1896), Loos (1898) und endet mit Peter Zumthor (1996), Léon Krier (1998), Ben van Berkel und Caroline Bos (1999) und Dominique Perrault (1999).

Dazwischen wird eine breit angelegte Sammlung von zum Teil erstmals deutsch publizierten Texten ausgebreitet. Die Programme und Manifeste der Klassischen Moderne aus der Zeit vor dem 2.Weltkrieg werden in ihren differenzierte Haltungen

ausführlich dokumentiert und die seit Anbeginn vielfältigen kritischen Gegenpositionen im Zeichen von „Modernität und Tradition“ gegenübergestellt.

Für die Nachkriegszeit stehen Texte zur Auseinandersetzung um die Wiederaufnahme und Auflösung des CIAM und die Formulierung neuer Positionen angesichts einer zunehmenden Banalisierung und Kommerzialisierung der Vorkriegs- Moderne, dazu Positionen, die sich weiterhin in unterschiedlichen Ausformungen am wissenschaftlich- technischen Fortschritt orientieren. (Prouvé, Wachsmann, Metabolisten, Fuller, Archigram, u.a.)

Es fällt auf, dass die Bedeutung und Resonanz des Team X als zunächst Ablösung, dann pluralistische Auflösung des damaligen CIAM-Mainstreams – noch mit differenzierter Weiterführung des gestalterischen Repertoirs der Moderne – rund ein Jahrzehnt vor den grundsätzlichen Manifesten gegen diese Moderne von Rossi und Venturi – immer noch etwas unterschätzt wird .

Für die Zeit nach dem Erscheinen dieser beiden Texte (1966) werden die unterschiedlichen Positionen der ‚Nachmoderne‘ unter – so der Eindruck – Wiederaufnahme der Polarisierung von Moderne und Tradition dargestellt, einesteils charakterisiert durch Texte der „architektonischen Postmoderne“ von Portoghesi, Léon Kier, Robert A.M.Stern, u a. – sogar Quinlan Terry gehört nach Ansicht der Herausgeber zur „Quintessenz des 20. Jahrhunderts“ – andernteils durch die konträren Sichtweisen und Haltungen der architektonischen Interpreten der nachindustriellen Urbanisierungsschübe wie Bernard Tschumi, Jean Nouvel, Rem Koolhaas, Toyo Ito, u.a.

Bibliographie und Index ergänzen das Buch. Da es nicht illustriert ist, wird auf das Lexikon der Architektur des 20. Jahrhunderts vom selben Herausgeber verwiesen. Entsprechend sehen es die Herausgeber auch als Nachschlagewerk und Handbuch.

Das Konzept der Herausgeber, nur Texte von Architekten zu publizieren, vermittelt den Eindruck des Authentischen, ergibt für den nicht wissenschaftlich orientierten Leser aber auch Nachteile:

Zum einen erscheint die Beschränkung gerade unter dem Aspekt des Nachschlagewerks unter verschiedenen Aspekten einengend: Themenblöcke, die nicht von Architekten formuliert wurden, entfallen. Ein Beispiel: Die zunächst nicht von Architekten ausgelösten sozialräumlichen Themen in den Debatten der 70er Jahre rücken nicht ins Blickfeld, obwohl sie die damaligen Auseinandersetzungen massgebend beeinflussten. Konsequenterweise fehlen denn auch die Architekten,

die an Themen wie der gestalterischen Auseinandersetzung mit Partizipation oder dem Umgang mit bestehender Bausubstanz arbeiteten, wie Lucien Kroll, Ottokar Uhl, Otto Steidle, Ralph Erskine, H.W.Hämer, u.a.

Und wenn das Bauwerk programmatischer ist als ein Text? Das Büro Candilis/Josic/Woods mit seiner bis in die Wettbewerbsszene der Gegenwart wirksamen programmatischen Freien Universität Berlin (1963, 1967 -79) wird weder im Zusammenhang mit dem Team X, noch den Smithsons, erwähnt, und taucht im Namensindex gar nicht auf. Ähnliches lässt sich feststellen zu Bottas Mittelschule in Morbio Inferiore (1972 -77).

Zum zweiten erschwert die Einschränkung auf Architekten als Autoren die Wahrnehmung der Architekturtheorie als Beitrag zum berufsspezifischen, aber auch zum öffentlichen Diskurs über Architektur. Interpreten, Kommentatoren und Vermittlerinnen bleiben ausgeschlossen. Überlegungen zum Stellenwert von Architektur in der sich ändernden Gesellschaft, gerade aus der Sicht von Nicht- Architekten, entfallen. Architekten erscheinen zunächst als Einzelkämpfer oder Leader von Strömungen und bestätigen damit das gängige Vorurteil.

Für die nicht wissenschaftlich orientierten Leserinnen und Leser wäre ein über die Einleitung der einzelnen Texte hinausgehender zusammenhängender theoretischer Beitrag, gleichsam die Erläuterung der zugrunde liegenden ‚Metatheorie‘ der Herausgeber, hilfreich. Die Kommentare wollen zwar eine theoretische Vermittlung erbringen. Das ist aber in der angestrebten Kürze kaum leistbar.

Diese Kommentare kommen nicht ohne die Setzung theoretischer Begriffe aus. Implizit sichtbar wird damit- so der Eindruck – wichtiges Thema der Auswahl sei die bereits erwähnte Gegenüberstellung von Moderne und Tradition. Einige Beispiele: „poetische Variante des Modernismus“ (Lurcat), „Spätmoderne“ (Smithsons), „…ohne dem Kontextualismus oder dem Historismus zu huldigen“ (Coderch), „architektonischer Strukturalismus“, „Postmoderne“ (Van Eyck) , „schöpferischer Historismus,…gegen den funktionalistischen International Style und dessen Abstraktionen,…entzieht sich dem formalistischen und moralistischen Diktat des architktonischen Modernismus“ (Portoghesi), „…Ansätze eines rundum erneuerten Klassizismus“ (Quinlan Terry), „…die Architektur aus blankem Zweckdenken (zu) befreien“ (Ungers), „moderner Klassizismus“ (Stern), „genuin und emphatisch modern“ (Nouvel, Arets), „Strategie der emphatischen Affirmation“ (Van Berkel und Bos), und das Statement, Nouvel wende sich „gegen postmoderne und klassizistische Tendenzen und begründet – parallel zu Rem Koolhaas – eine neue Welle der Avantgarde-Moderne“.

An wen richtet sich dieses Buch, nebst seinem Gebrauch als Handbuch und Unterrichtsmittel?
Architektinnen und Architekten, die ihre eigene Arbeit anhand von Theorie reflektieren, Jounalistinnen, die Architekturtheorie in die öffentliche Debatte einbringen möchten, interessierten Laien, die sich eingehender mit der Architekturtheorie des 20. Jahrhunderts beschäftigen, Fachleute die sich durch die Deutung von Zusammenhängen und Sichtweisen anregen lassen und den Blick auf die Gegenwart schärfen möchten, sie alle brauchen eine Ergänzung. Ihnen sei empfohlen, noch die kommentierenden Texte von Akos Moravansky (Besprechung DISP 155, Nr. 4/2003, S.74) zu lesen und diese Lektüre für das letzte Jahrhundertdrittel mit der erfrischenden und nach vorn offenen Anthologie von Gerd De Bruyn/Stephan Trübi zu ergänzen. Beide dokumentieren nicht nur rückblickend das vergangene Jahrhundert, sondern helfen auch, die vielfältigen Phänomene der Gegenwart zu interpretieren.

Zum Schluss sei noch vermerkt: Das Jahrhundert war ein ausgesprochen männliches. Ausser der Koautorin von Ben van Berkel, Caroline Bos, sind keine Autorinnen vertreten.

Vittorio Magnago Lampugnani, Ruth Hanisch, Ulrich Maximilian Schumann, Wolfgang Sonne, (Hrsg.)Architekturtheorie 20.Jahrhundert, Positionen Programme Manifeste, Hatjje Cantz Verlag Ostfildern-Ruit 2004, ISBN 3-7757-1375-1, 335 Seiten.

Vittorio Magnago Lampugnani, Ruth Hanisch, Ulrich Maximilian Schumann, Wolfgang Sonne, (Hrsg.)Architekturtheorie 20.Jahrhundert, Positionen Programme Manifeste, Hatjje Cantz Verlag Ostfildern-Ruit 2004, ISBN 3-7757-1375-1, 335 Seiten.

Quellentexte zur Architekturtheorie 20. Jahrhundert 22.06.05

Was liegt vor? Eine Sammlung von 131 „programmatischen Texten“ zur Architektur des 20. Jahrhunderts, geschrieben ausschliesslich von Architekten, bzw. Autoren mit Architektenausbildung. Ausgewählt wurden Texte, die „geradezu manifestartig auf die jeweilige zeitgenössische Architekturproduktion Einfluss zu nehmen versuchen“, die „Allgemeingültigkeit beanspruchen und damit einen Beitrag zur Architekturtheorie darstellen“. Nicht bloss „Rechtfertigungen des eigenen Entwerfens“ sind gefragt, sondern „Einsichten von übergeordnetem Rang“. Ein weiteres Kriterium: Texte, die „besonders früh originäre und radikale Positionen zum Ausdruck bringen“ und Abweichungen von der Wahrnehmung in den gegenwärtigen Medien sind durchaus beabsichtigt. Kurz, ausschlaggebend waren die programmatische Dimension, die historische Bedeutung, und als drittes wird genannt: die Qualität der Texte als Texte. Ziel sei „die Quintessenz der Architekturdebatte des 20. Jahrhunderts“ darzustellen.

Die Reihenfolge ist streng chronologisch geordnet. Dies „ergebe eine Vermischung und überraschende Gegenüberstellung unterschiedlicher Positionen, welche die Komplexität und eben Widersprüchlichkeit der Architektur im 20. Jahrhundert ausmachen“.

Ganz für sich allein sprechen müssen die Texte aber doch nicht. Zur Einordnung in den jeweiligen „historischen, kulturellen und ideologischen Kontext“ wird jedem Text ein kurzer redaktioneller Kommentar der Herausgeber vorangestellt, der auch den Stellenwert des Textes im Werk des Architekten oder der Gruppe, allenfalls weitere berufsbiographische Themen oder solche der Reception aufnimmt.

Das Buch beginnt mit Texten von Berlage (1894), Sullivan (1896), Wagner (1896), Loos (1898) und endet mit Peter Zumthor (1996), Léon Krier (1998), Ben van Berkel und Caroline Bos (1999) und Dominique Perrault (1999).

Dazwischen wird eine breit angelegte Sammlung von zum Teil erstmals deutsch publizierten Texten ausgebreitet. Die Programme und Manifeste der Klassischen Moderne aus der Zeit vor dem 2.Weltkrieg werden in ihren differenzierte Haltungen

ausführlich dokumentiert und die seit Anbeginn vielfältigen kritischen Gegenpositionen im Zeichen von „Modernität und Tradition“ gegenübergestellt.

Für die Nachkriegszeit stehen Texte zur Auseinandersetzung um die Wiederaufnahme und Auflösung des CIAM und die Formulierung neuer Positionen angesichts einer zunehmenden Banalisierung und Kommerzialisierung der Vorkriegs- Moderne, dazu Positionen, die sich weiterhin in unterschiedlichen Ausformungen am wissenschaftlich- technischen Fortschritt orientieren. (Prouvé, Wachsmann, Metabolisten, Fuller, Archigram, u.a.)

Es fällt auf, dass die Bedeutung und Resonanz des Team X als zunächst Ablösung, dann pluralistische Auflösung des damaligen CIAM-Mainstreams – noch mit differenzierter Weiterführung des gestalterischen Repertoirs der Moderne – rund ein Jahrzehnt vor den grundsätzlichen Manifesten gegen diese Moderne von Rossi und Venturi – immer noch etwas unterschätzt wird .

Für die Zeit nach dem Erscheinen dieser beiden Texte (1966) werden die unterschiedlichen Positionen der ‚Nachmoderne‘ unter – so der Eindruck – Wiederaufnahme der Polarisierung von Moderne und Tradition dargestellt, einesteils charakterisiert durch Texte der „architektonischen Postmoderne“ von Portoghesi, Léon Kier, Robert A.M.Stern, u a. – sogar Quinlan Terry gehört nach Ansicht der Herausgeber zur „Quintessenz des 20. Jahrhunderts“ – andernteils durch die konträren Sichtweisen und Haltungen der architektonischen Interpreten der nachindustriellen Urbanisierungsschübe wie Bernard Tschumi, Jean Nouvel, Rem Koolhaas, Toyo Ito, u.a.

Bibliographie und Index ergänzen das Buch. Da es nicht illustriert ist, wird auf das Lexikon der Architektur des 20. Jahrhunderts vom selben Herausgeber verwiesen. Entsprechend sehen es die Herausgeber auch als Nachschlagewerk und Handbuch.

Das Konzept der Herausgeber, nur Texte von Architekten zu publizieren, vermittelt den Eindruck des Authentischen, ergibt für den nicht wissenschaftlich orientierten Leser aber auch Nachteile:

Zum einen erscheint die Beschränkung gerade unter dem Aspekt des Nachschlagewerks unter verschiedenen Aspekten einengend: Themenblöcke, die nicht von Architekten formuliert wurden, entfallen. Ein Beispiel: Die zunächst nicht von Architekten ausgelösten sozialräumlichen Themen in den Debatten der 70er Jahre rücken nicht ins Blickfeld, obwohl sie die damaligen Auseinandersetzungen massgebend beeinflussten. Konsequenterweise fehlen denn auch die Architekten,

die an Themen wie der gestalterischen Auseinandersetzung mit Partizipation oder dem Umgang mit bestehender Bausubstanz arbeiteten, wie Lucien Kroll, Ottokar Uhl, Otto Steidle, Ralph Erskine, H.W.Hämer, u.a.

Und wenn das Bauwerk programmatischer ist als ein Text? Das Büro Candilis/Josic/Woods mit seiner bis in die Wettbewerbsszene der Gegenwart wirksamen programmatischen Freien Universität Berlin (1963, 1967 -79) wird weder im Zusammenhang mit dem Team X, noch den Smithsons, erwähnt, und taucht im Namensindex gar nicht auf. Ähnliches lässt sich feststellen zu Bottas Mittelschule in Morbio Inferiore (1972 -77).

Zum zweiten erschwert die Einschränkung auf Architekten als Autoren die Wahrnehmung der Architekturtheorie als Beitrag zum berufsspezifischen, aber auch zum öffentlichen Diskurs über Architektur. Interpreten, Kommentatoren und Vermittlerinnen bleiben ausgeschlossen. Überlegungen zum Stellenwert von Architektur in der sich ändernden Gesellschaft, gerade aus der Sicht von Nicht- Architekten, entfallen. Architekten erscheinen zunächst als Einzelkämpfer oder Leader von Strömungen und bestätigen damit das gängige Vorurteil.

Für die nicht wissenschaftlich orientierten Leserinnen und Leser wäre ein über die Einleitung der einzelnen Texte hinausgehender zusammenhängender theoretischer Beitrag, gleichsam die Erläuterung der zugrunde liegenden ‚Metatheorie‘ der Herausgeber, hilfreich. Die Kommentare wollen zwar eine theoretische Vermittlung erbringen. Das ist aber in der angestrebten Kürze kaum leistbar.

Diese Kommentare kommen nicht ohne die Setzung theoretischer Begriffe aus. Implizit sichtbar wird damit- so der Eindruck – wichtiges Thema der Auswahl sei die bereits erwähnte Gegenüberstellung von Moderne und Tradition. Einige Beispiele: „poetische Variante des Modernismus“ (Lurcat), „Spätmoderne“ (Smithsons), „…ohne dem Kontextualismus oder dem Historismus zu huldigen“ (Coderch), „architektonischer Strukturalismus“, „Postmoderne“ (Van Eyck) , „schöpferischer Historismus,…gegen den funktionalistischen International Style und dessen Abstraktionen,…entzieht sich dem formalistischen und moralistischen Diktat des architktonischen Modernismus“ (Portoghesi), „…Ansätze eines rundum erneuerten Klassizismus“ (Quinlan Terry), „…die Architektur aus blankem Zweckdenken (zu) befreien“ (Ungers), „moderner Klassizismus“ (Stern), „genuin und emphatisch modern“ (Nouvel, Arets), „Strategie der emphatischen Affirmation“ (Van Berkel und Bos), und das Statement, Nouvel wende sich „gegen postmoderne und klassizistische Tendenzen und begründet – parallel zu Rem Koolhaas – eine neue Welle der Avantgarde-Moderne“.

An wen richtet sich dieses Buch, nebst seinem Gebrauch als Handbuch und Unterrichtsmittel?
Architektinnen und Architekten, die ihre eigene Arbeit anhand von Theorie reflektieren, Jounalistinnen, die Architekturtheorie in die öffentliche Debatte einbringen möchten, interessierten Laien, die sich eingehender mit der Architekturtheorie des 20. Jahrhunderts beschäftigen, Fachleute die sich durch die Deutung von Zusammenhängen und Sichtweisen anregen lassen und den Blick auf die Gegenwart schärfen möchten, sie alle brauchen eine Ergänzung. Ihnen sei empfohlen, noch die kommentierenden Texte von Akos Moravansky (Besprechung DISP 155, Nr. 4/2003, S.74) zu lesen und diese Lektüre für das letzte Jahrhundertdrittel mit der erfrischenden und nach vorn offenen Anthologie von Gerd De Bruyn/Stephan Trübi zu ergänzen. Beide dokumentieren nicht nur rückblickend das vergangene Jahrhundert, sondern helfen auch, die vielfältigen Phänomene der Gegenwart zu interpretieren.

Zum Schluss sei noch vermerkt: Das Jahrhundert war ein ausgesprochen männliches. Ausser der Koautorin von Ben van Berkel, Caroline Bos, sind keine Autorinnen vertreten.

Vittorio Magnago Lampugnani, Ruth Hanisch, Ulrich Maximilian Schumann, Wolfgang Sonne, (Hrsg.)Architekturtheorie 20.Jahrhundert, Positionen Programme Manifeste, Hatjje Cantz Verlag Ostfildern-Ruit 2004, ISBN 3-7757-1375-1, 335 Seiten.